Russischer oder ukrainischer Pass waren über Jahrzehnte kein zentrales Thema für die Bürger*innen der Krim und der Ost-Ukraine. Die Grenzen waren offen und die nationale Zugehörigkeit spielte eine untergeordnete Rolle. Erst mit der Reaktion der großen wirtschaftlichen Blöcke auf die Revolution des Maidan, der Annektion der Krim durch Russland und dem Bürgerkrieg in der Ost-Ukraine wurde ein Nationalismus geschürt, der eine neue Trennlinie in Europa markiert. Ksenyia Hnylytska, die bisher hauptsächlich als Malerin arbeitete, hat mit den beiden Keramikobjekten eine neue Werkserie begonnen. Ganz zu Beginn des Maidan Ende 2013, als die Frage einer stärkeren Orientierung der Ukraine nach Europa oder nach Russland noch nicht von Gewalt und Krieg bestimmt wurde, sondern von einer friedlichen, bürgerlichen Revolte, hat sie bereits die beiden Pässe als zerbrechliche Zeugnisse nationaler Identität gestaltet.