Igor Grubić verarbeitete in einer ganzen Serie von Inszenierungen und Aktionen im öffentlichen Raum, den '366 Liberation Rituals', die Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend in der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien. Dabei spielt er bewusst mit den Insignien proletarischer Revolution, der roten Fahne und dem roten Halstuch vieler kommunistischer Jugendorganisationen. Rituale einer Befreiung werden inszeniert, sicherlich auch eine Befreiung von der persönlichen Vergangenheit, den Zwängen in der eigenen Jugend, in einer sozialistischen Gesellschaft und denen der Transformation zu einer neuen Gesellschaftsform. Die unterschiedlichen Aktionen sind in mehreren Hundert Fotografien dokumentiert und in 33 einzelnen Tafeln zusammengestellt. Jede Tafel trägt einen Text des Künstlers, der eine kurze Erläuterung dieser Rituale einer Befreiung vermittelt.
Die '366 Liberation Rituals' sind auch eine Hommage an die Aktion 'Red Peristyle', die im Januar 1968 im antiken Peristyle in Split stattgefunden hatte. Den Fußboden im Hof des römischen Diocletian Palastes aus dem 4. Jahrhundert nach Christus hatte eine anonyme Gruppe von Künstler*innen und Aktivist*innen rot angemalt. 30 Jahre später, im Januar 1998 malte Igor Grubić in einer nächtlichen Aktion einen großen schwarzen Kreis auf den Boden des Peristyl, 'Black Peristyle'. In einer Ecke des Platzes hinterließ der Künstler die Nachricht, dass der schwarze Kreis "wie ein magischer Spiegel den Zustand des sozialen Gewissens" reflektiere. Zehn Jahre später und 40 Jahre nach dem 'revolutionären' Jahr 1968, entschied sich Igor Grubić dafür, an jedem Tag das Jahres 2008 eine 'revolutionäre' Aktion auszuführen.