In vielen Ländern des Ostblocks waren, während der Zeit des
Kommunismus, Leben und Arbeit von Künstler*innen durch die
nationale 'Union der Künstler' (Artists Union) reglemeniert. Die Artists
Union entschied über die Aufnahme der Absolvent*innen nach dem Studium an
den Akademien und Hochschulen. Sie vergab öffentliche Aufträge und
teilte Ateliers und Werkstätten zu. Erst auf Grund von Aufträgen war es
möglich, künstlerische Materialien zu bekommen oder Werkstätten zu
nutzen. Die Vereinigung betrieb in vielen Städten Galerien und
Ausstellungshallen und veranstaltete jährliche Ausstellungen, in denen
fast ausschließlich staatliche Organisationen Arbeiten erwarben. Auch
die Teilnahme an internationalen Ausstellungen musste von der Union
genehmigt werden. Eine freie Kunst und ein freier Markt existierten
nicht. Erst Mitte der 1980er Jahre kam es zu gewissen Lockerungen, die
vor allem in den Jugendorganisationen der Vereinigung zu einem
experimentelleren Arbeiten führte. Häufig waren die Jugendabteilungen
dabei nicht in den Hauptstädten aktiv, sondern auf dem Land und in
kleineren Städten, etwas besser verborgen vor den Augen der
Zensurbehörden.
Zwei der Aktionen von Dan Perjovschi aus dieser
vor-revolutionären Zeit Ende der 1980er Jahre sind in den Fotosequenzen
von 'Action Tree' und 'Action Flag' dokumentiert.
Dan Perjovschi: "Die sieben Fotografien dokumentieren eine 'Aktion'
aus einer Serie von Aktivitäten durchgeführt für die Fotokamera im Jahre
1988. Es war die Zeit des Kommunismus und alles (Buch, Ausstellung,
Film) unterlag der Zensur. Ausnahmen galten nur für die Aktivitäten, die
draußen (Natur) oder drinnen (Apartment) geschahen. Das war der Grund,
warum ich und eine Reihe anderer Künstler eine Gruppe bildeten 'Atelier
35 Oradea' (ein Atelier mit Künstlern unter 35 Jahren), eine
Jungendabteilung der alleinigen 'Union der Künstler'.
Die
Jugendabteilungen waren vor allem in den Städten des westlichen Teils
von Rumänien sehr aktiv und in einigen Fällen (so etwa in der Stadt
Oradea, in der ich von 1985 bis 1990 lebte) experimentell.
Zusammen
mit anderen Künstlern realisierte ich drei, vier Aktionen unter dem
Oberbegriff 'Peace Times'. Meine Aktionen trugen den Titel 'Peace Times -
Fish Eye'. Im Allgemeinen bestanden sie aus einer fotografischen
Sequenz von von vier bis zehn Aufnahmen einer einfachen Geste: Flagge,
Papierflagge oder das Schreiben von Wörtern auf die Wände der Ruinen
alter Bunker, mit einer Gasmaske spielen. Der Ort dieser Aktionen ist in
der Nähe von Oradea (der Stadt im Westen von Rumänien) und nutzte
einige alte Bunkerruinen (die pompöse Verteidigungslinie gegen die
Ungarn)..."