Während des Bosnien Krieges wurde Sarajewo, die Hauptstadt von
Bosnien und Herzegowina, durch die Armee der Republik Srpska vom 5.
April 1992 bis zum 29. Februar 1996 für 1425 Tage belagert. Die Stadt
lag unter permanentem Beschuss durch Artillerie und Panzer von den
umliegenden Hügeln. Scharfschützen kontrollierten bestimmte Stadtfluchten
und verwandelten einige Straßen in 'sniper alleys', die nur unter
Todesgefahr passiert werden konnten. Ein 'Tunnel der Hoffnung' wurde
zwischen März und Juni 1993 konstruiert und war die einzige Verbindung
der Stadt mit der Außenwelt. Durch ihn gelangte Nahrung, Kriegsmaterial
und humanitäre Hilfe. Er ermöglichte auch die Anwesenheit der
internationalen Presse.
Šejla Kamerić wurde in Sarajewo geboren
und zählte zu den Einwohner*innen, die versuchten in einer ständig
bedrohten und zerbrechlichen Normalität zu überleben. Gelegentlich
verdiente die junge Frau etwas Geld mit Modeaufnahmen.
Die beiden
Aufnahmen zu 'Behind the Scenes' wurden 1994 von Hannes M. Schlick
gemacht, der als Kriegsreporter nebenher für das italienische
Modemagazin Moda arbeitete. Ein junger Soldat, der zufällig in der Nähe
Wache stand, lieh seine automatische Waffe und modelte dann auch für
einige Aufnahmen. Die angebotene Bezahlung war jeweils ein Kilo Zucker,
aber die junge Frau bestand darauf 100 Deutsche Mark zu erhalten, was
dem Gegenwert des Zuckers auf dem Schwarzmarkt entsprach. Es entstanden
eine Reihe von Fashion–Shoots. 25 Jahre später wählte Šejla Kamerić
die beiden Aufnahmen aus und führt damit auch die Reihe der
Selbstporträts weiter.
Handschriftlich hat die Künstlerin über den Fotoabzug von 'Behind the Scenes II' mit Bleistift einige ihrer aktuellen Gedanken und Notizen aus ihren Tagebüchern notiert.