Die albanisch-deutsche Künstlerin Anna Ehrenstein untersucht Formen des Wissens und deren Konstruktion. Lebendige skulpturale und virtuelle post-fotografische Installationen hinterfragen vernetzte Objekte, Ideen, Gemeinschaften und Epistemologien in einer post-digitalen und neokolonialen Welt. In verschiedenen Formen, darunter bildbasierte Medien, Textilien, Skulpturen, Installationen, soziale Interaktionen und Schreiben – mit einem Fokus auf Recherche und Kollaboration – erforscht sie, wie Technologie und digitale-materielle Kultur Machtverhältnisse verändern. Wie fließen fotografische Vermächtnisse durch virtuelle und physische Realitäten?
Anna Ehrenstein verfolgt einen Ansatz, den sie als 'prekäre Assemblage' bezeichnet und arbeitet intensiv mit diversen Materialien und Gruppen, insbesondere durch Süd-Süd-Kollaborationen, indem sie Ressourcen des globalen Nordens umverteilt. Sie versteht Kritik als Akt der Liebe und sieht radikale Möglichkeiten in spiritueller Koalition, Ritualen, Neuroplastizität, kollektivem Verlernen und ständiger Erneuerung.
Anna Ehrenstein wurde als Kind albanischer Eltern in Deutschland geboren. Während ihre Mutter ein Arbeitsvisum erhielt, verließ ihr Vater Deutschland nach der Ablehnung seines Asylantrags und begann ein neues Leben in Tirana. Aufgewachsen als Pendlerin zwischen Albanien und Deutschland, mittlerweile in Tirana wie Berlin arbeitend, hat Anna Ehrenstein aus dieser besonderen Biografie ihr künstlerisch-gesellschaftspolitisches Instrumentarium entwickelt.
Sie hat Fotografie und Medienkunst in Dortmund und Köln studiert, ihre Bildwelten dann allerdings zu einer stark inszenierten Variante radikalisiert, die diesen Charakter auch offensiv zur Schau stellt. Ihre Arbeiten durchqueren materielle Kulturen der Peripherie, kombinieren Medien unterschiedlicher Technologien mit Performance, Text oder Installation. Anne Ehrenstein ist eloquent. Sie beherrscht die Sprache und die Terminologie des digitalen Zeitalters und bewegt sich durch die aktuellen Theorien zu De-Kolonialisierung, Extractivism, digital Labour, Gender, ökologischen Abhängigkeiten und ungleichen Machtverhältnissen in der digitalen Welt mit großer Souveränität und klaren Positionierungen.
2024 wurde sie als eine der jüngsten Professorinnen für Fotografie im Feld der zeitgenössischen Kunst an die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig berufen.