Das Königliche Museum für Kunst und Geschichte in Brüssel präsentiert 'Sawore, sawore, sawore (Everything, everything, everything)' von Małgorzata Mirga-Tas und rückt damit Roma-Figuren ins Zentrum der europäischen Kunstgeschichte.
Für ihre künstlerische Intervention in Brüssel greift Małgorzata Mirga-Tas auf die Geschichte Jakobs zurück – eine Serie von Wandteppichen, die im 16. Jahrhundert von Bernard van Orley entworfen und in der Werkstatt von Willem de Kempeneer gefertigt wurden. Diese Teppiche sind außergewöhnliche Zeugnisse ihrer Zeit, in denen Romnja-Frauen und Romani-Kinder als Modelle dienten – ohne je ausdrücklich in der Kunstgeschichte Anerkennung zu finden. Indem die Künstlerin ihre eigene Arbeit in diesen Zyklus einfügt, rückt sie jene häufig übersehenen Personen in den Mittelpunkt der visuellen Erzählung.
Der monumentale Wandteppich (425 x 600 cm), den sie für diese Ausstellung geschaffen hat, ersetzt temporär eines der acht Originalstücke der 'Geschichte Jakobs'. Er übernimmt die traditionelle Struktur mit Hauptszene, dreiteiliger Bordüre und einem beschrifteten Kartuschenfeld. Durch die Verflechtung zeitgenössischer Romani-Porträts – entnommen dem privaten Fotoarchiv der Künstlerin und ihrer Familie – mit den historischen Bildwelten entsteht ein lebendiger Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die biblische Erzählung der 'Geschichte Jakobs' wird so in einen modernen Kontext überführt und eröffnet eine kritische Perspektive auf heutige Migrations- und Minderheitenpolitiken innerhalb der Europäischen Union.