Lana Čmajčanin verfolgt in ihrer künstlerischen Arbeit einige
Langzeitprojekte, die viel mit den Gräueltaten und Traumata der
Bosnienkriege (1992 – 1995), des Bürgerkriegs in Syrien und mit den
Flüchtlingstragodien auf den internationalen Flüchtlingsrouten und im
Mittelmeer zu tun haben.
Lana Čmajčanin ist in Sarajevo geboren und hat dort an der Academy of Fine Art Bildhauerei studiert. Sie arbeitet gegen das Vergessen an, gibt anonymen Opfern eine Stimme und hält die Erinnerung und die Mahnung aufrecht, auch an die über 20.000 registrierten Frauen und Mädchen, die im Bosnienkrieg Opfer von brutalen und organisierten Vergewaltigungen – als Kriegswaffe – geworden sind.
Zentral in ihrem Werk ist die Frage des Vergessens und der Kenntnis über die Konstruktion der Geschichte. Gerade weil diese historischen Kenntnisse sowohl von der einen wie auch von der jeweils
anderen Seite instrumentalisiert werden und zur Begründung und der
historischen Notwendigkeit ihrer Zielsetzungen missbraucht werden,
stellt sich ihre Kunst an diese Schnittstelle.
Ihre Werkgruppe "Blank Maps" beschäftigt sich mit der Kartographie als einem
politischen Instrument, das Regionen, Einflusssphären und Nationen
festschreibt. "551.35 – Geometry of Time" von 2014 legt 35 Landkarten
der sogenannten Balkanhalbinsel aus über 551 Jahren übereinander. Die
Grenzen werden fließend, sie bieten keine Argumente für Krieg, sondern
sind ein Plädoyer für ein friedliches Miteinander.