Die griechische Künstlerin Kyriaki Goni arbeitet im Spannungsfeld digitaler Technologien und den Auswirkungen, die diese auf die Gesellschaft und das Individuum haben. Sie erzeugt in ihren Arbeiten eine Distanz, die zu einer kritischen und skeptischen Wahrnehmung der immer mächtiger werdenden Strukturen der Datenerfassung, Datenspeicherung und Datenauswertung führen.
Während die autonomen, selbstlernenden und frei agierenden Systeme mittels AI zunehmend unsere Lebenswelt kontrollieren, verlieren die Gesellschaft und die Einzelnen die Kontrolle. Die autarke, digitale Intelligenz der Algorithmen wird weitgehend von Kapitalinteressen angetrieben. Es geht um Märkte, Produkte und die Steuerung von Meinungen. Das ist ein Prozess, der über nationale Grenzen und Gesetzgebung hinweg die Grundlagen der Demokratie untergräbt. Meinungsbildung und freie Entscheidungen werden durch Algorithmen untergraben, die über die Steuerung des Konsumverhaltens hinaus auch unsere alltäglichen Entscheidungen, Werte und Haltungen manipulieren.
Die Kunst von Kyriaki Goni nimmt es mit diesem übermächtigen Gegner auf. Sie setzt sich kritisch mit Fragen der Interaktion zwischen Technologie und Gesellschaft auseinander, wie z. B. Privatsphäre und Überwachung, Kontrolle von Informationen, Netzen und Infrastrukturen sowie Beziehungen zwischen Mensch und Maschine. Sie arbeitet häufig mit Gelehrten, Forschern und Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen zusammen.
Für das Onassis Cultural Centre in Athen realisierte sie 2020 'Data Garden. "Wäre es möglich, dass unsere digitalen Daten in einem Garten gehostet werden, in einem geheimen Netzwerk im Zentrum der Stadt? Kleine, unsichtbare Pflanzen (bekannt unter dem wissenschaftlichen Namen micromeria acropolitana) werden ausschließlich auf dem Akropolis-Felsen gepflanzt und beherbergen das digitale Gedächtnis in ihrer DNA."
"Die Geschichte entfaltet sich in Zeichnungen, Drucken, Videos, Tonstücken und Interviews mit Wissenschaftlern aus den jeweiligen Bereichen und deckt die Verbindungen zwischen dem digitalen Gedächtnis und der Klimakrise auf und erkundet mögliche Rückgriffe und Strategien des Widerstands."
Für die Ausstellung ‚Modern Love (or Love in the Age of Cold Intimacies)‘ hat Kyriaki Goni ein Video produziert, das aus Bildern komponiert wurde, die von einem Algorithmus über der Hashtag ‚couplegoals‘ ausgewählt waren. Die Captions und Likes liefen als Untertitel. Katerina Gregos, Kuratorin der Ausstellung: "Wir finden uns in einer voyeuristischen Position wieder, in der wir Paare beobachten und ihre intimen Liebeserklärungen, ihre Hingabe und ihren freiwilligen Verzicht auf die Privatsphäre lesen" .
2021 erhielt Kyriaki Goni die 1. ArtScience Residency der Deutschen Telekom in Zusammenarbeit mit der Ars Electronica und der Johannes Kepler Universität in Linz. Die Videoinstallation Trailer 'Not Allowed For Algorithmic Audiences' entstand im Rahmen der Residency und ist Teil der Art Collection Telekom.