Die ukrainische Künstlerin Olesia Saienko erzählt Geschichten aber nicht mit Worten oder Sprache sondern mit dem Medium von Fotografie und Video. Sie vertraut auf das gewaltige Bildarchiv und die visuellen Erinnerungen, die in unserer Verstellungswelt abgespeichert sind, seit die Bilder und Abbilder des Wirklichen und des Virtuellen in sozialen Medien millionenfach verfielfältigt wurden. Die eigenen Fotografien, die sie als Bausteine ihrer Erzählungen verwendet, sind ungewöhnlich. Sie unterscheiden sich durch Ruhe und Rätselhafigkeit und zeichnen sich aus durch eine schlichte Schönheit. Sie schweigen über das, was sie zeigen, verbinden sich untereinander zu unsichtbaren Strängen, in die sich die Erzählungen einfügen. Geschichten, die sich die Betrachtenden in ihrem eigenen Denken, in ihrer eigenen Vorstellungswelt selbst erzählen.
Der abgeknabberte Apfel könnte ein Zeichen für Sterblichkeit sein - ein Motiv der Vergänglichkeit. Wie es scheint, mag die Künstlerin den Geschmack der Frucht vom Baum der Erkenntnis aber überhaupt nicht.
Olesia Saienko lebt und arbeitet in Ivano-Frankivsk. Sie hat einen Masterabschluss in Psychologie und studierte 2019 auch am NGO Center for Visual Education in Lutsk.