Paulina Ołowska ist die Preisträgerin des Kunstpreises Aachen 2014. In diesem Kontext realisiert sie im Ludwig Forum für Internationale Kunst ein ortsgebundenes Ausstellungsprojekt.
In ihrer Arbeit durchforstet Paulina Ołowska den historischen Fundus der Moderne, stöbert in der Kunst- und Designgeschichte und bedient sich bei Mode und Werbung. Fasziniert von den utopischen Versprechen der historischen Avantgarde, eignet Ołowska sich deren Techniken an. So arbeitet sie in unterschiedlichen Medien wie Performance, Video, Skulptur, Malerei und Mode, kuratiert Ausstellungen mit anderen Künstler/innen oder organisiert Events. Dabei treten Frauen vergangener Zeiten wieder ins Rampenlicht, durch Ołowska neu bewertet und in die Historie eingeordnet. Sie wirft die Frage auf, wie wir Geschichte und somit auch die Gegenwart lesen, beurteilen und verhandeln.
Die Aachener Ausstellung 'Needle/Nadel' untersucht die Konzepte industrieller und künstlerischer Produktion und thematisiert die niemals geradlinigen Prozesse, die zur Entstehung eines Kunstwerks führen. Ołowska schöpft aus verschiedensten Quellen, sie nutzt Gefundenes, Kunsthandwerk und Recycling- oder Abfallprodukte der industriellen Produktion und kombiniert sie mit ihren eigenen Gemälden und Skulpturen. In der Konfrontation von „high“ und „low“-Materialien können in ihren Werken Marmor, Metall und Tapetenreste der 1960er Jahre aufeinandertreffen. Die Ausstellung inszeniert das Wechselspiel von Positiv und Negativ, indem sie auch die Fehlstellen und Nebenprodukte der Kunstwerke sichtbar macht.
Dabei spielt der Titel 'Needle/Nadel' mit der Geschichte des Gebäudes und dem damit verbundenem Handwerk. Einst Produktionsstätte für die größte Schirmfabrik der Welt, die zentrale Halle mit Arbeiterinnen gefüllt, zeigt das Ludwig Forum heute internationale Kunst. In diesem industriellen Kontext der Vergangenheit verhandeln Ołowska Werke Vorstellungen von Handwerk und Arbeit gegenüber dem zerbrechlichen Moment des künstlerischen Schöpfungsaktes. So verfolgt die Ausstellung gleich mehrere von Ołowskas emblematischen Themen: Genderism, Mode und eine kritische Nostalgie, die in der Vergangenheit schwelgt und zugleich die Deutung von Geschichte und somit auch der Gegenwart hinterfragt und verhandelt.